Unser Ziel nach den Sommerferien: Für alle Schülerinnen und Schüler einen Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen
Gastbeitrag
Liebe Leserinnen und Leser des Newsletters von Tobias Wald,
ein völlig ungewöhnliches Schuljahr ging zu Ende. Die Corona-Pandemie kam für uns alle überraschend. Wir hatten keine Erfahrungswerte und keine Blaupause für diese Ausnahmesituation. Dass wir die Kitas und die Schulen geschlossen haben, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, war meines Erachtens auch in der Nachbetrachtung richtig. Aber klar, die Herausforderung war immens - für die Schulleitungen, für die Lehrerinnen und Lehrer, für die Erzieherinnen und Erzieher, für die Kinder und für die Eltern. Ich habe großen Respekt, mit welchem Kraftakt alle gemeinsam diese schwierige Zeit gemeistert haben.
Angesichts der zahlreichen Unsicherheiten, mit denen wir in der Krise leben müssen, ist es mir wichtig, die Schulen bestmöglich bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Gleich zu Beginn der Corona-Krise haben wir allen Schulen im Land ein Lernmanagementsystem kostenfrei zur Verfügung gestellt, das wir kontinuierlich optimiert und mit weiteren Funktionen wie etwa einem Videokonferenzsystem für Online-Unterricht ergänzt haben. Die 65 Millionen Euro aus dem sogenannten Sofortausstattungsprogramm des DigitalPakts haben wir als Land verdoppelt und so dafür gesorgt, dass die Kommunen und Schulen in freier Trägerschaft nun rund 300.000 Laptops und Tablets kaufen können. Diese Geräte können dann an Schülerinnen und Schüler verliehen werden, die zu Hause keine digitale Ausstattung für den Fernunterricht haben.
In dieser Krisensituation war und ist es die Leitlinie meines Handelns, den Schulen kontinuierlich und so früh wie möglich konkrete Regeln an die Hand zu geben, ihnen aber gleichzeitig auch notwendige Spielräume für individuelle Lösungen vor Ort zu lassen. Das Corona-Virus ist allerdings ein unberechenbarer Gegner, der uns zwingt, auf Sicht zu fahren. Langfristige Planungen sind kaum möglich. Aber nicht, weil wir es nicht wollen, sondern weil wir nicht wissen, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt.
Unser Ziel ist aber, nach den Sommerferien für alle Schülerinnen und Schüler an allen Schulen im Land wieder einen Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen. Gleichwohl planen wir auch mit Fernunterricht - zum Beispiel für die Schülerinnen und Schüler, die aus gesundheitlichen Gründen die Schule nicht besuchen können, oder für den Fall, dass Kinder und Jugendliche in Quarantäne müssen. Aus diesem Grund haben wir verbindliche Leitlinien und Qualitätskriterien für den Fernunterricht im neuen Schuljahr festgelegt. Wichtig ist, dass die Kommunikation zwischen Lehrkraft und Schuler zuverlässig und regelmäßig erfolgt und die Schüler auch Rückmeldungen zu ihren Aufgaben erhalten. Dies müssen die Lehrerinnen und Lehrer dokumentieren.
Das neue Schuljahr wird also keineswegs ein ganz normales Schuljahr. Das bedeutet, dass leider nicht alles wieder so vollumfänglich möglich sein wird wie vor der Pandemie. Zentral ist, dass der Pflichtunterricht stattfindet und die Schülerinnen und Schüler ihre Abschlüsse gut vorbereitet, sicher und geregelt ablegen können. Aus diesem Grund habe ich auch entschieden, dass wir alle Abschlussprüfungen 2021 zeitlich nach hinten verlegen, damit die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit für Wiederholung und Prüfungsvorbereitung im Unterricht haben.
Was darüber hinaus an den Schulen stattfinden kann, ist gut, es kann aber von Schule zu Schule abweichen. Wir müssen berücksichtigen, dass uns nicht alle Lehrkräfte zur Verfügung stehen, da einige von ihnen zu Risikogruppen gehören. Bei mancher Diskussion und manchen Forderungen in den vergangenen Wochen und Tagen hatte ich stellenweise den Eindruck, wir hätten die Krise schon überwunden. Dem ist keineswegs so. Vielmehr müssen wir achtsam sein und alle gemeinsam nach Kräften eine zweite Welle der Corona-Pandemie verhindern, denn ein weiterer Lockdown wäre für unser Land katastrophal - wirtschaftlich, gesellschaftlich und bildungspolitisch.
Der Infektionsschutz hat für alles, was wir in der Schule und im Unterricht zulassen, höchste Priorität. Der Einstieg in freiwillige Testmöglichkeiten für Lehrkräfte - und auch für alle andere Beschäftigten an Schulen und Kitas - ist mir im Zuge der Öffnung der Schulen und Kitas ein sehr wichtiges Anliegen gewesen, für das ich mich innerhalb der Koalition mit Nachdruck eingesetzt habe. Ich bin froh, dass ich mich mit dieser Forderung gegen die Grünen durchsetzen konnte.
Eine Herzensangelegenheit war für mich zuletzt auch, die zahlreichen Vereine und Verbände, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, zu unterstützen. Unsere Sportvereine im Land sind unverzichtbare Stützen unserer Gesellschaft. Für mich ist deshalb klar, dass wir sie bei einem unverschuldeten Liquiditätsengpass nicht im Stich lassen, sondern sie stützen. Rund zwölf Millionen Euro Soforthilfe stellen wir den Sportvereinen dafür zur Verfügung.
Das vergangene Halbjahr war kräftezehrend und turbulent. Deshalb hoffe ich, dass die Lehrkräfte, Schulleitungen, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern die Sommerferien genießen und auch entspannen können. Natürlich immer im Bewusstsein, dass wir weiterhin vorsichtig sein müssen, weil wir nach wie vor leider mit Corona leben müssen. Aber Entspannung, Spaß und Freude wünsche ich allen, so dass wir dann im September, wenn das neue Schuljahr beginnt, mit Kraft und neuer Hoffnung und Optimismus ans Werk gehen können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dr. Susanne Eisenmann
Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg