In der Corona-Krise vermisst die CDU-Fraktion im Landtag eine gute Perspektive für Chöre und Orchester – insbesondere im Bereich der Freizeit- und Amateurmusik. Mehrere Abgeordnete drängen deshalb in einem Brief die zuständige Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), eine medizinische Studie über die tatsächlichen Risiken beim Singen und im Bereich  der Blasmusik in Auftrag zu geben:

 

„Es geht nicht um schnelle Öffnungen, sondern um einen Fahrplan, wie das kulturelle Leben im Musikland Baden-Württemberg gerettet werden kann“, beschreiben die Abgeordneten ihre Forderung. Es sei schwer erklärbar, dass es inzwischen Vorgaben für den Einzelunterricht an Musikschulen gebe, nicht aber für Chöre, Orchester und Gesangsvereine. Zwar hat Bauer am Mittwoch einen „Masterplan Kultur“ vorgelegt, in dem sie Chören und Orchester das Proben wieder erlaubt. Dies betreffe aber nur Profi-Musiker und nicht die vielen Freizeitmusiker im Land, monierte am Donnerstag (14. Mai) die CDU-Abgeordnete Marion Gentges.

 

Die CDU-Abgeordneten fordern die Wissenschaftsministerin auf, eine Studie zur Erforschung der Infektionswege beim Singen und Musizieren, insbesondere auf Blasinstrumenten, in Auftrag zu geben. Sie schlagen dafür das in Freiburg ansässige Institut für Musikmedizin sowie das dortige Universitätsklinikum als Partner vor. Bisher lägen zu der Thematik nur Einzelstudien vor, die kein konsistentes Gesamtbild ergäben, so die Abgeordneten.  Eine solche Studie könnte auch für  Klarheit und Sicherheit bei den  Profimusikern sorgen, die laut dem Stuttgarter Konzertveranstalter Michael Russ in ihrer Existenz bedroht sind. „Wenn ich höre, dass Orchesterproben möglicherweise künftig nur noch möglich sind, wenn die Musiker alle 1,5 Meter entfernt sitzen und die Bläser einen zusätzlichen Abstand von 8 Metern zum Rest haben, kann ich nur sagen: „Das ist womöglich das Ende der großen Orchestermusik“, sagte Russ in einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Donnerstagausgabe).

 

Um die künftigen Schritte abzustimmen, schlagen die Abgeordneten zudem die Einrichtung eines Lenkungskreises vor mit Vertretern der Landesregierung sowie Vertretern möglichst aller Musikbereiche.

 

Die Unterzeichner des Schreibens an Ministerin Bauer:

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch,  Abgeordnete des Wahlkreises Eppingen, Vorsitzende des Blasmusikkreisverbandes Heilbronn

Dr. Alexander Becker, Abgeordneter des Wahlkreises Rastatt Vizepräsident des Bundes Deutscher Zupfmusiker (BDZ) Baden-Württemberg

Freiherr Arnulf von Eyb,  Abgeordneter des Wahlkreises Hohenlohe, Präsident des BDZ Baden-Württemberg

Marion Gentges,  Abgeordnete des Wahlkreises Lahr, Präsidentin des Landesverbandes der Musikschulen Baden-Württemberg

Dr. Patrick Rapp,  Wahlkreis Breisgau, Präsident des Bundes Deutscher Blasmusikverbände

Tobias Wald,   Wahlkreis Baden-Baden, Präsident des Blasmusikverbandes Mittelbaden