Mit einem gemeinsamen Schreiben haben sich die mittelbadischen Landtagsabgeordneten Tobias Wald und Dr. Alexander Becker an das baden-württembergische Kultusministerium gewandt. Sie wollten wissen, welche Perspektiven es beim schulischen Musikunterricht für die Zeit nach den Sommerferien gebe. Hier die darauf folgende erste Stellungnahme der Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann:
„Musikunterricht ist selbstverständlich auch im neuen Schuljahr möglich und spielt eine wichtige Rolle. Eine Sonderrolle spielen allerdings das Singen und das Spielen von Blasinstrumenten, und zwar nicht, weil wir diesen beiden Bereichen keine Bedeutung zumessen, sondern einzig und alleine aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos durch die vermehrte Bildung von Aerosolen und den entsprechenden Erkenntnissen aus Wissenschaft und Medizin.
Wir leben aktuell nicht in normalen Zeiten wie vor der Corona-Krise. Unser Ziel ist, ab Herbst an allen Schulen im Land wieder einen Regelschulbetrieb für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen. Um diesen Schritt zu gehen, müssen wir das Abstandsgebot aufheben. An die Stelle des Abstandsgebots treten Gruppen in fester Zusammensetzung. Der Infektionsschutz hat für alles, was wir in der Schule und im Unterricht zulassen, höchste Priorität. Unser gemeinsames Ziel muss sein, eine zweite Welle der Corona-Pandemie zu verhindern, denn diese wäre wirtschaftlich, gesellschaftlich und bildungspolitisch eine Katastrophe.
Wir müssen weiterhin vorsichtig sein und schrittweise entlang des Infektionsgeschehens sowie neuer Erkenntnisse vorgehen. Nach derzeitigen Stand ist Singen und das Spielen von Blasinstrumenten im neuen Schuljahr in geschlossenen Räumen nicht möglich. Gleichwohl prüfen wir Lösungen, ob und wie wir im neuen Schuljahr an den Schulen auch Singen und Musizieren mit Blasinstrumenten ermöglichen können. Etwa mit großen Abständen, zum Beispiel im Freien oder in großen, stets gut gelüftete Räume. Die Nutzung von größeren, stets gut gelüfteten Räumlichkeiten, abseits der Enge der Klassenräume, könnte möglicherweise eine Option sein. Dadurch könnte ein größerer Abstand zwischen den Sängern oder Musikern gewahrt werden; auch eine versetzte Aufstellung mit sehr großen Abständen, um die Gefahren durch Aerosolausstoß zu minimieren, ist in diesem Zusammenhang ein denkbarer Lösungsansatz. Auch für die Blasmusik, etwa für die Bläserklassen an den Schulen, prüfen wir entsprechende Lösungen, die sich an den Vorgaben für die Musikschulen orientieren.
Uns ist wichtig, für beide Bereiche – Singen und Blasinstrumente – Perspektiven aufzuzeigen und ab Herbst wieder mehr möglich zu machen. Zwingende Voraussetzung ist aber, das Infektionsrisiko für die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und alle weiteren Personen an den Schulen so gut wie möglich zu minimieren. Mögliche Lockerungen dürfen auf keinen Fall den Präsenzunterricht an den Schulen gefährden. Die Regelungen für das neue Schuljahr für das Singen und das Spielen von Blasinstrumenten müssen dieser Prämisse Rechnung tragen. Die Entscheidung, ob es für das Singen und für Blasinstrumente an den Schulen zu Lockerungen kommen wird, ist deshalb keine politische Entscheidung, sondern muss auf Erkenntnissen wissenschaftlicher Untersuchungen basieren.“